Die vergangenen Wochen, in denen wir das Stück erarbeiteten, waren von intensiver Arbeit geprägt, in vielerlei Hinsicht: Neben der Schulung von Körper und Stimme galt es, ein Gruppengefühl zu entwickeln: Teamgeist und Konzentration. Es verging keine Unterrichtsstunde, in der ich nicht mit geworfenen Steinchen, Berührungsängsten zwischen Jungen und Mädchen oder mangelnder Aufmerksamkeit konfrontiert war. Ansonsten war es unser Ziel, ein Interesse für das Thema des Projekts zu wecken. Die Szenen für das Theaterstück haben Fernanda und ich daher basierend auf den Ideen und Erfahrungen der Schüler*innen selbst geschrieben und als Spielorte Flüsse und Strände Limas gewählt, um möglichst viel Nähe zur Lebensrealität der Kinder und ihrer Familien herzustellen.
Die Arbeit und Energie, die auch die Schule, die Eltern und nicht zuletzt die Kinder in das Projekt steckten, hat sich definitiv gelohnt, wie spätestens am Tag der Aufführung unverkennbar wurde. Eine knappe halbe Stunde lang zeigten die Kinder, was sie gelernt hatten, und zogen wortwörtlich an einem Strang, als es am Ende darum ging, den Erdball mit dem Tuch zu balancieren. Bei jedem Kind konnte ich individuell eine Entwicklung erkennen, sie sind gewachsen, haben neue Einblicke erhalten und sich selbst in neuen Aufgaben ausprobiert. Dieser Zauber, der frei nach Hesse in jedem Anfang steckt, lag über der Aufführung und führte dazu, dass am Ende alle zwar stolz und froh, aber auch etwas wehmütig auseinandergingen. „Quiero llorar“ (ich möchte weinen), bekannte ein Junge uns gegenüber, der zu Beginn des Kurses noch durch latente Aggressivität aufgefallen war, und von vielen Kindern wurden wir zum Abschied umarmt.