Die Vorbereitung und Organisation für die Ausreise verliefen relativ reibungslos und Mitte September ging es für uns von Frankfurt nach Bogotá. Das Gebäude der Bibliothek liegt außerhalb in einem sehr ländlichen Teil von Ciudad Bolivar, die meisten Kinder wohnen nicht direkt in der Nähe und kommen daher mit Fahrrädern, werden von den Eltern gebracht oder teils von den Betreuer*innen mit dem Auto abgeholt. Auch wir kamen nicht in der Nähe, sondern in einem Student*innenwohnheim in Candelaria, dem historischen Stadtviertel von Bogotá unter. Von dort aus starteten wir von der nahegelegenen Transmilenio Station zur Arbeit. Beim Transmilenio handelt es sich um einen bahnähnlichen Bus mit eigener Spur, mit dem wir bis zu einem Knotenpunkt fuhren, um schließlich nach Umstiegen in die Transmicable, eine Seilbahn, und einen lokalen Kleinbus die Bibliothek zu erreichen. Angesichts der, trotz positiver Entwicklung, weiter angespannten Sicherheitslage in Ciudad Bolivar war das aber unumgänglich.
Einmal angekommen, gestalteten sich unsere Arbeitszeiten und Aufgaben sehr unterschiedlich. Am Anfang des Projekts trafen wir uns mit Ivan und Andrea, um gemeinsam ein Konzept für das Projekt zu entwickeln, deren Idee eine dokumentarische Mini-Serie war, welche den Fokus auf die Kinder legt. Unsere Erfahrungen im Filmemachen waren nur grundlegend, daher probierten wir in den ersten Wochen viel aus, lernten aus Fehlern und bekamen ein Gefühl für unsere Rolle als Filmschaffende, denn wir merkten, wie die Präsenz der Kamera unser Umfeld und die Interaktion veränderte. Es war uns wichtig, uns Zeit zu lassen, um die Kinder und Jugendlichen der Bibliothek kennen zu lernen. Wir wurden von Andrea an vielen Samstagen damit betraut, eine Einheit für die Kinder vorzubereiten und mit ihnen Handarbeiten zu machen. Wir gestalteten mit den Kindern Dekoration für einen neuen Raum und begleiteten sie bei Ausflügen oder Vorführungen. Die gemeinsamen Aktivitäten und das Spielen in den Pausen halfen uns das Vertrauen der Kinder zu gewinnen und herauszufinden, welche Kinder unsere Protagonist*innen werden.