Liebe Doris, bedingt durch die pandemische Verbreitung des Coronavirus ist 2021 vieles anders im ASA-Programm.
Genau. Auch 2021 ist und bleibt ein unsicheres Jahr, das viel Unvorhersehbares mit sich bringen wird. Das war ja leider auch bereits Mitte letzten Jahres absehbar. Für uns im Team war es daher unabdingbar, gleich nach der Absage des letzten ASA-Jahrgangs im März 2020 eine Perspektive für den Jahrgang 2021 zu entwickeln. Neben der Vorbereitung einer rein virtuell umsetzbaren Seminarphase galt es Wege zu finden, wie wir auch die ASA-Projektphase krisenfest machen können, indem wir auch sie digitalisieren.
Die Projektphasen finden in Zusammenarbeit mit Partnerinstitutionen mit Sitz in Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Südosteuropas sowie in Deutschland statt – wie haben die auf diesen Plan reagiert?
Die Partnerinstitutionen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa und in Deutschland haben großes Interesse, den Austausch und die Projektzusammenarbeit auch und gerade in Pandemiezeiten fortzusetzen und sich auf neue Wege der Zusammenarbeit einzulassen. Erst durch ihre Flexibilität und Projektvorschläge ist es uns möglich gewesen, für den kommenden Jahrgang wieder eine große Auswahl spannender Projektvorhaben anzubieten. Erstens rein digitale Projekte, in denen die Zusammenarbeit zwischen den Teilnehmenden und den Partnerinstitutionen ausschließlich „remote“ erfolgt.; zweitens Projekte, die sowohl digital als auch in physischer Präsenz funktionieren; und drittens einige wenige Projekte, die ausschließlich im Präsenzmodus stattfinden können.
Kann es je nach Pandemielage sogar sein, dass alle Projektphasen rein digital stattfinden?
Die Wahrscheinlichkeit, dass alle Projekte rein digital durchgeführt werden, ist gegenwärtig sogar sehr hoch. Alle ausgewählten Teilnehmenden erfahren mit ihrer Zusage im Februar, ob sie – je nach aktueller Lage – für ihr Projekt vom heimischen Computer aus oder vor Ort bei der Partnerinstitution tätig sein werden. Das heißt für jene Projekte, die nur vor Ort im Präsenzmodus Sinn machen, kann es sein, dass sie – sollte die Pandemiesituation eine Aus- und Einreise nicht zulassen – ganz abgesagt werden. Meine Empfehlung an Bewerbende ist daher: gebt auf jeden Fall ausreichend Alternativprojekte an, bei denen eine digitale Durchführung möglich ist, dann werdet ihr auch für diese berücksichtigt.
Digitale Durchführung: heißt das, Teilnehmende sind in ihren ASA-Projekten sozusagen im „home office“ tätig?
Ja. Es wird dann keine Ein- und Ausreisen an den Projektort geben. Eine Besonderheit gibt es jedoch in den Programmkomponenten ASApreneurs, ASA-Hochschule und – für die Teilnehmenden aus Deutschland – im Format global: Da hier die Projekte immer in Zusammenarbeit mit einer deutschen Partnerinstitution durchgeführt werden, können die Teilnehmenden in der Regel – sofern es die dann geltenden Kontaktbeschränkungen erlauben – ihre Projekttätigkeiten über die gesamten sechs Monate bei der deutschen Partnerinstitution (und nicht von zuhause) erledigen.
Was bedeutet die digitale Durchführung für die inhaltlichen Ziele der Projekte?
Bei der virtuellen Durchführung der ASA-Projekte bleiben die entwicklungspolitische Zielstellung und die Ausrichtung an den SDGs unverändert: Die Aufgaben in den Projekten beziehen sich auf die konkrete Situation vor Ort und ermöglichen die qualifizierten Mitarbeit der Teilnehmenden in engem Austausch mit Mitarbeitenden der Partnerinstitutionen. Der Aufgabentyp sowie die Methoden und Qualität der Zusammenarbeit zwischen Teilnehmenden und Partnerinstitutionen werden dabei angepasst an die Möglichkeiten der digitalen Projektdurchführung.
Das heißt, Teilnehmende bleiben auch dann direkt mit den Partnern im Kontakt?
Unbedingt! Der Dialog zwischen ASA-Teilnehmenden und den Mitarbeitenden und Zielgruppen der Partnerinstitutionen steht weiterhin im Fokus. Er erfolgt über E-Mail, in Videokonferenzen, Online-Workshops und/oder sonstigen Werkzeugen der virtuellen Zusammenarbeit. Ich kann mir vorstellen, dass die Studierenden und jungen Berufstätigen hier auch eine Menge für die Arbeitswelt von morgen mitnehmen können. Indem sie Menschen in den Partnerländern in ihrem (Arbeits-)Alltag virtuell begegnen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, vertiefen sie ihre Digitalkompetenzen.
Im Format global kommt die intensive Teamzusammenarbeit mit den Teilnehmenden aus den Partnerländern dazu.
Was versprichst Du Dir sonst von der Digitalisierung des ASA-Programms und den damit einhergehenden Neuerungen?
Zu aller erst bin ich natürlich froh, dass wir durch die Digitalisierung die ASA-Teilnahme, und die damit einhergehende internationale Kooperation, auch unabhängig von fortbestehenden Reise- und Kontaktbeschränkungen ermöglichen können. Denn komplexe globale Herausforderungen können eben nur bewältigt werden, wenn genügend Menschen in der Lage sind, die globalen Auswirkungen ihres Handelns mitzudenken und sich sensibel und engagiert für Lösungen einzusetzen. Dafür ist Wissen über globale Zusammenhänge ebenso notwendig wie Erfahrungen im internationalen Kontext. Hier setzt das ASA-Programm an: Das Ziel ist, die Handlungs- und Gestaltungskompetenzen junger Menschen zu fördern.
Statt pandemiebedingter Isolation, Vereinzelung, Stagnation oder Perspektivlosigkeit bieten virtuelle ASA-Projekte Begegnung, Kooperation, Austausch und Dialog im internationalen Kontext und zu globalen Zukunftsfragen.
Die Teilnahme am ASA-Programm 2021 im Digitalmodus ist ein gemeinsames Abenteuer und Experiment – die ASA-Teilnehmenden aus Deutschland und den Partnerländern, die Partnerinstitutionen und die Mitarbeitenden von Engagement Global werden sich gemeinsam auf eine spannende virtuelle Reise begeben und Neuland betreten.
Im digitalen Modus gibt es übrigens auch Projekte, an denen in Teilzeit mitgewirkt werden kann. Ich kann mir vorstellen, dass durch diese neue Möglichkeit die ASA-Teilnahme auch Menschen offensteht, die sich aufgrund ihrer Erwerbs- oder Fürsorgeverpflichtungen bisher eher nicht beworben haben.
Neben den Chancen, die mit dieser für alle neuen Lernerfahrung einhergehen, gibt es sicher auch Herausforderungen, wenn die Zusammenarbeit nicht persönlich am selben Ort stattfindet?
Natürlich. Aber weder Partnerinstitutionen noch Teilnehmende werden mit etwaigen Herausforderungen der neuartigen Zusammenarbeit alleine gelassen. Insbesondere in folgenden Aspekten werden Teilnehmende und Partnerinstitutionen je nach Bedarf durch unsere Anregungen und Begleitung unterstützt:
- Strategien für vertrauensvolle (Arbeits-)Beziehung und gelingende virtuelle Kommunikation sowie konstruktive und partnerschaftliche Team- und Projektzusammenarbeit;
- Ermöglichen virtueller Einblicke in Alltag und Lebensrealität des Projektlands;
- Überblick über digitale Kommunikationstools und Empfehlungen zur Anwendung, zum Beispiel wie digitale Meetings abwechslungsreich gestaltet werden können;
- Projektmanagement: Klärung von im virtuellen Raum machbaren Projektzielen und –aufgaben;
- Produktives Arbeiten im Home-Office: Struktur, Motivation und Selbstorganisation, Selbstfürsorge.
Darüber hinaus geben wir Impulse für Peer-to-Peer Unterstützung während der Projektphase, ASA-Teilnehmende bleiben auch projektübergreifend im Austausch, nachdem sie sich während der Seminarphase auf den Live-Online-Seminaren und in virtuellen Kleingruppen gut kennen gelernt haben.
Vielen Dank, liebe Doris, für das Interview!