Rückblick: Das ASA-Programm hat 2021 nur digital stattgefunden. Ein rein digitaler Austausch, geht das überhaupt?
Die digitale Projektarbeit bringt einige Chancen mit sich: CO2-Emissionen durch Flugreisen werden vermieden, Digitalkompetenzen können vertieft werden und digitale Projekte sind „krisenfest“. Sie ermöglichen Kooperation, Austausch und Dialog im internationalen Kontext – und das trotz bestehender Reise- und Kontaktbeschränkungen.
So hatten wir auch unter Pandemiebedingungen gleichbleibend viele Teilnehmende, Partnerinstitutionen und Projekte. Und noch besser: Teilnehmende und Partnerinstitutionen berichteten uns, dass die Projekte gut umgesetzt wurden und dass entwicklungspolitisches Lernen für alle Beteiligten stattgefunden hat. Damit haben wir für die Zukunft wegweisende Erfahrungen gemacht.
Dennoch besteht ein Unterschied zwischen dem, was man lernt und dem, was man erlebt. Austausch kann langfristig nicht ohne Begegnung stattfinden. Für 2022 planen wir deshalb, das Programm wieder weitestgehend in Präsenz umzusetzen. Wir glauben, dass die Erfahrungen mit der Pandemie das auch zulassen. Alle, die Lust auf internationalen Austausch haben, können sich noch bis zum 20. Januar bewerben.
Wer hatte denn die Idee, das Programm zu digitalisieren?
Als Covid-19 sich im März 2020 zu einer globalen Pandemie entwickelte, standen im ASA-Programm die ersten Einreisen aus den Partnerländern kurz bevor. Wir hatten nur wenige Tage Zeit, um zu entscheiden, wie es weitergehen sollte. Es war klar, dass niemand ein- und niemand ausreisen konnte. Schweren Herzens haben wir uns deshalb entschieden, den Jahrgang 2020 abzusagen.
Besonders für die Partnerinstitutionen war das eine große Enttäuschung. Sie schlugen uns schon damals vor, die Projekte stattdessen digital umzusetzen. Leider war das 2020 so spontan nicht mehr möglich: mit fast 300 Teilnehmenden und 50 Partnerländern bedarf es einer sorgfältigen und detaillierten Vorbereitung. Trotzdem war uns schnell klar, dass wir eine digitale Umsetzung für 2021 versuchen mussten. Und das ist uns auch gelungen.
Welche Herausforderungen gab es bei der digitalen Durchführung?
Natürlich bringen digitale Begegnungen auch einige Herausforderungen mit sich – gerade die Kommunikation ist deutlich schwieriger. Der Alltag im Partnerland kann nicht unmittelbar erlebt werden und der Aufbau und die Pflege von Beziehungen zwischen Teilnehmenden und Partnerinstitutionen gewinnt noch mehr an Bedeutung. Gleichzeitig wird dieser durch die räumliche Distanz erschwert. Um die Teilnehmenden und Partnerinstitutionen darin zu unterstützen, haben wir vor dem Start des digitalen Jahrgangs ein Handbuch zur digitalen Projektdurchführung entwickelt. Dies war sicher sehr hilfreich für alle Beteiligten.
Herausforderungen gab es auch bei dem Zugang zu einer stabilen Internetverbindung. Deshalb haben wir einen Digitalisierungszuschuss eingeführt, um sicherzustellen, dass auch die Teilnehmenden aus dem Globalen Süden über ausreichend Ressourcen verfügen.
Wichtig war uns bei all diesen Herausforderungen, dass die entwicklungspolitische Zielstellung des Programms und die Ausrichtung an den Zielen für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) unverändert bleibt.
Welche Erfahrungen aus dem digitalen sollen auch zukünftig bestehen bleiben?
Trotz der Herausforderungen haben wir einiges aus dem letzten Jahr mitgenommen: Wir werden die Option digitale und damit „krisenfeste“ Projekte umzusetzen auch langfristig erhalten. Damit können wir neue Zielgruppen erreichen, beispielsweise Teilnehmende, die aus persönlichen Gründen oder Sicherheitsbedenken vorher nicht teilnehmen konnten.
Wir wollen auch den Einbezug der Partnerinstitutionen in das Programm stärken: zum Beispiel können wir jetzt Projektpartner zu den virtuellen Teilen unserer Seminare „einladen". Das bringt uns näher zusammen.
Vielen Dank für das Interview!