Die problematische sogenannte "Opferfalle", das heißt Geflüchtete als "arme Hilfsbedürftige" zu betrachten, geht beispielsweise häufig mit Selbstaufopferung ohne Grenzen auf Seiten der "Helfenden" einher. Anhand der sogenannten "Moralfalle" aka "Ich tue etwas Gutes" wurde über die notwendige Auseinandersetzung mit strukturellen Privilegien diskutiert, zu denen auch jenes zählt, helfen zu können – als Mensch mit gesichertem Status und ohne Fluchterfahrung. Die eigene Verstrickung in gesellschaftlich verankerte rassistische Verhältnisse mitzudenken spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Außerdem wurde über die Krux des Ehrenamts als Dienstleistung gesprochen, die Entpolitisierung des Themas als Ablenkung von den darunter liegenden strukturellen politischen Zusammenhängen thematisiert und reflektiert, inwieweit konstruierte Gleichheit strukturelle Machtunterschiede verschleiert.
Augenhöhe muss her! Aber was genau bedeutet denn nun eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe? Insgesamt kann eine so komplexe Frage wohl nicht auf einem dreitägigen Seminar geklärt werden. Dafür gab es aber interessante Denkanstöße, die neue Fragen aufwerfen, wie: Was erwarte ich persönlich von anderen, wenn ich davon ausgehe auf Augenhöhe zu agieren? Bedeutet keine Augenhöhe automatisch ungleiches bzw. respektloses Verhalten? Ist die Forderung nach Augenhöhe immer wichtig um produktiv zu agieren?
In erster Linie kann ein Nachdenken und Austauschen über, ein Vernetzen und ein gegenseitiges Motivieren, mit den Fragen weiterzuarbeiten wohl als Resultat der drei Tage angesehen werden. Der goldene Weg geht wahrscheinlich wie immer durch die goldene Mitte all dieser Kontroversen – die Teilnehmenden des Weiterbildungsseminars in Hütten konnten in den Mittagspausen immerhin durch die goldene Sonne spazieren und sich zwischendurch ein paar Pausen von den komplexen Fragestellungen nehmen, die das Themengebiet Flucht und Asyl mit sich bringt.
Ein Bericht von Mira Schönegge.